Kühlkappentechnik in der Chemotherapie
Moderne Kühlkappen als Prävention des Haarverlusts bei Chemotherapien
Die Diagnose „Krebs“ löst bei vielen Patienten Ängste und Sorgen aus.
Patientinnen mit Brustkrebs haben in Studien den Haarverlust als die häufigste und meist belastende Nebenwirkung und Stressfaktor der Chemotherapie angegeben. Diese soll die Lebensqualität einschränken. In einer weiteren Studie wurde weiterhin beobachtet, dass Patientinnen, die durch den Haarverlust eine hohe psychologische Belastung erleben, eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein niedriges psychosoziales Wohlbefinden angeben und häufiger Depressionen entwickeln.
Im Bereich des Nebenwirkungsmanagements in der Onkologie sind in den letzten Jahrzenten große Fortschritte gemacht und neue effektive Medikamente zum Beispiel zur Prävention von Übelkeit etabliert worden. Leider ist im Bereich des Haarverlustes keine signifikante Verbesserung für die Patientinnen zu verzeichnen gewesen.
Kühlhaubensysteme in der Prävention der Alopezie (Haarverlust)
Zur Prävention des Haarverlustes sind in den USA seit circa 40 Jahren Kühlhauben zur Kühlung der Kopfhaut während der Chemotherapie in Benutzung.
Das Funktionsprinzip der Kühlhauben beruht auf der durch die Kühlung induzierte Verengung der Gefäße der Kopfhaut. Diese führt zu einer Reduktion der Konzentration/ Menge der Chemotherapeutika, die lokal zu den Haarfollikeln transportiert wird. Zusätzlich wird die lokale Stoffwechselaktivität eingeschränkt, wodurch die zelluläre Aufnahme der Medikamente an den Haarfollikel gemindert wird. Damit diese Technik ihre volle Wirksamkeit entfaltet, muss die Kopfhaut während der Zeit der höchsten Medikamentenkonzentration im zirkulierenden Blut konstant gekühlt werden.
Was wird gemacht
Ablauf einer Sitzung
Eine Sitzung dauert im Schnitt drei bis vier Stunden. Die Patientinnen nehmen auf einem bequemen Stuhl Platz und bekommen Decken und Tee gegen die Kälte. Zunächst wird die Kopfhaut eine halbe Stunde lang heruntergekühlt, bis die Zieltemperatur von 19 Grad erreicht ist. Erst dann wird die Chemotherapie angehängt. Je nach Chemotherapie erfolgt eine Nachkühlung von ½ bis 1 Stunde.
Die Haare/ Kopfhaut dürfen 24 Stunden vorher nicht gewaschen, geföhnt oder gebürstet werden. Vor Aufsetzen der enganliegenden Silikonkappe (siehe Bild), durch die eine gekühlte Flüssigkeit zirkuliert, werden die Haare zur optimalen Kälteleitung befeuchtet und Conditioner aufgetragen. Nach Ende der Behandlung können Sie Ihre Haare waschen.
Studiendaten
Mit nur wenigen kurz- und mittelfristigen, temporären Nebenwirkungen, wie Kopfschmerzen, Schwindel oder Benommenheit während und nach der Kopfhautkühlung, zeigten die Kühlhaubensysteme eine hohe Effektivität. Die Ergebnisse hinsichtlich der Reduktion von Haarausfall variieren in unterschiedlichen Studien sehr, so dass keine Notwendigkeit für eine Perücke bei 60 bis 92% der Patientinnen unter Kopfhautkühlung beschrieben wird.
Unsere Erfahrung
Diese beeindruckenden Ergebnisse sowie eine hohe Akzeptanz durch die Patientinnen konnten wir in den letzten Jahren ebenfalls beobachten. Bei über 80% der Patientinnen konnte dadurch auf einen Haarersatz durch eine Perücke verzichtet werden. Die Abbruchsraten aufgrund von Nebenwirkungen lagen weit unter 5% und die Nachfragerate steigt kontinuierlich an.
Unser Angebot: Kopfhautkühlung für jede Patientin
Wir möchten gerne, dass so viele Frauen wie möglich ihre eigenen Haare behalten können. Unsere Vision ist es, allen Patientinnen unter einer Chemotherapie die Möglichkeit zu geben, eine Kühlhaube in Anspruch zu nehmen – unabhängig vom Versicherten- und Finanz- Status. In unserem Zentrum wird die Nutzung der Hauben für die Patientinnen kostenfrei angeboten, sofern die Kosten nicht von der Krankenkasse übernommen werden. Hierbei trägt die Selbsthilfegruppe Internationale Senologie Initiative (ISI) maßgeblich mit der „ISI cares for Hair“ -Initiative bei.